Zusammenführung der ehemaligen Schlossbibliothek Rötha weist erste Erfolge auf
Leipzig/Rötha/Dresden, der 25. Juli 2017. Nach einem Jahr intensiver Arbeit sind bei der Zusammenführung der Freiherrlich von Friesen'schen Schlossbibliothek Rötha, gefördert durch die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig, erste Erfolge sichtbar: Insgesamt etwa 3.300 Bücher mit sicherer oder vermutlicher Herkunft aus Rötha haben bereits ihren Platz in den Magazinregalen der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) gefunden. Einst umfasste die Bibliothek wohl über 10.000 Bände.
Im Juli vergangenen Jahres wurde zur Umsetzung dieses Projekts eine Kooperationsvereinbarung zwischen der heutigen Eigentümerin der Bibliothek, der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig, sowie der SLUB und dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen geschlossen. "In den vergangenen zwölf Monaten konnten weitestgehend alle uns bekannten und bereits verifizierten Bestände der einstigen Bibliothek in die SLUB überführt werden", freut sich Gabriele Greiner, Vorstandsvorsitzende der Kultur- und Umweltstiftung. Das vereinbarte Projekt zur Wiederherstellung der Schlossbibliothek an einem Ort liegt damit gut im Zeitplan und wird bis voraussichtlich Juni 2018 zu großen Teilen abgeschlossen sein.
Bereits zwischen 2009 und 2013 hatte die SLUB eine Recherche in ihren Beständen durchgeführt und so 1.361 Bücher gefunden, die sicher der Schlossbibliothek Rötha zugeordnet werden konnten. Diese wurden an Heinrich Freiherr von Friesen, den letzten Nachfahren der Familie von Friesen, restituiert. Freiherr von Friesen übertrug 2014 seine Eigentumsrechte an die Sparkassenstiftung. Etwa 800 weitere Bände sowie die historischen Kataloge der Sammlung befanden sich im Landesamt für Denkmalpflege. Diese wurden vollständig in die SLUB übernommen und im Magazin platziert. Bei weiteren etwa 1.100 Büchern ist die Herkunft aus Rötha noch nicht sicher belegt.
Inzwischen wurden durch die Mitarbeiter der SLUB die beiden Katalogbände der Schlossbibliothek aus den Jahren 1905/1906 vollständig transkribiert und digitalisiert. Sie verdeutlichen noch einmal die Bedeutung, die die von Friesen‘sche Schlossbibliothek einst hatte: Etwa 10.000 Bände sind hier verzeichnet - damit bildete der Bücherschatz der Familie von Friesen eine der wichtigsten privaten Sammlungen in ganz Sachsen.
Die zusammengetragenen Bestände werden aktuell den entsprechenden Katalogeinträgen der beiden Kataloge zugeordnet. Für etwa 1.000 Bücher ist dies bereits geschehen. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde auch der SLUB-Katalog weiterentwickelt und modifiziert: Künftig wird hier die Provenienz des Werkes angezeigt, sodass die Bestände der "Freiherrlich von Friesen'schen Schlossbibliothek zu Rötha" eindeutig zugeordnet werden können.
Weitere Schritte sind nun die Herkunftsverifizierung der bisher als fraglich eingestuften Bestände in der SLUB sowie die Ermittlung von noch fehlenden Büchern. Außerdem sollen die Werke im Lesesaal der SLUB interessierten Bibliotheksnutzern zugänglich gemacht werden. Langfristig ist eine Überführung der Bibliothek zurück an ihren historischen Standort in Rötha angestrebt, sofern eine dafür geeignete Unterbringung vorhanden ist.
Um auf Schloss und Bibliothek aufmerksam zu machen, zeigt die Internetseite der Kultur- und Umweltstiftung ebenfalls seit 2016 ein 3D-Modell des Schlosses Rötha in seiner Form von 1669. "Das Modell soll dem Betrachter eine Vorstellung davon geben, wie dieses für Rötha so bedeutsame Gebäude einst aussah", erklärt Gabriele Greiner. Aktuell ist das Schloss bereits mitsamt Außenfassade und Umgebung online zu sehen (zum Schlossmodell).
Hintergrund:
Die Schlossbibliothek Rötha galt einst als eine der wertvollsten Privatbibliotheken Sachsens. Die Bibliothek wurde jedoch im Zuge der Enteignung der von Friesens nach 1945 auf zahllose Bibliotheken in Ostdeutschland verteilt. Das Schloss selbst wurde 1969 von den kommunistischen Machthabern gesprengt.