Kommandant-Prendel-Orden würdigt Engagement um Völkerschlacht-Gedenken – St. Heinrichs Orden übernimmt Schirmherrschaft
Wermsdorf / Leipzig, der 19. Oktober 2018. Der St. Heinrichs Orden übernahm als ältester Verdienstorden des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ sowie des Deutschen Reiches bis 1918 am heutigen Freitag die Schirmherrschaft über den 2015 auf Initiative der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig gegründeten Kommandant-Prendel-Orden, der besondere Verdienste um das Andenken an die Völkerschlacht bei Leipzig würdigt. Anlässlich der Versammlung des Ordenskapitels des Kommandant-Prendel-Ordens im Alten Jagdschloss bei Wermsdorf wurden mit dem langjährigen Vorsitzenden der IG „Jena 1806“ Robert Heyne und dem Gründer der ersten polnischen Darstellungsgruppe Krysztof Franaszczuk zwei neue Mitglieder in das Ordenskapitel aufgenommen: Peter Heider, 1980 Mitbegründer der Interessengemeinschaft Liebertwolkwitz 1813 und zuletzt Kopf hinter dem Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain, sowie Bernd Schaller, Organisator zahlreicher Kinder-Expeditionen in die Geschichte der Region Leipzig und von mehreren Ausstellungen zur Völkerschlacht im Stadtmuseum Stolpen, wurden darüber hinaus mit der mit 500 Euro dotierten Kommandant-Prendel-Medaille ausgezeichnet. Im Anschluss an die Versammlung nahmen die Mitglieder des Ordenskapitels an den Veranstaltungen der Stiftungen der Sparkasse Leipzig teil, die am 19. und 20. Oktober in Wermsdorf und Leipzig unter dem Motto „Schicksalsgemeinschaft“ an das Ende des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren sowie die Völkerschlacht vor 205 Jahren erinnern.
Die Zusammenarbeit zwischen dem St Heinrichs Orden und dem Kommandant-Prendel-Orden wurde durch Alexander Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen, Ordensherr des St. Heinrichs Ordens, und Stephan Seeger, Kanzler des Kommandant-Prendel-Ordens und Geschäftsführender Vorstand der Kultur- und Umweltstiftung, feierlich besiegelt. Alexander Prinz von Sachsen zeigte sich erfreut, dass die Übernahme der Schirmherrschaft ausgerechnet in Wermsdorf vollzogen wurde: „Der Militär-St.-Heinrichs-Orden wurde hier, auf dem Jagdschloss Hubertusburg, am 7. Oktober 1736 gegründet“, erklärte er: „Kurfürst Friedrich August II., als August III. überdies König von Polen und Litauen, rief ihn anlässlich seines 40. Geburtstages ins Leben – als höchste Auszeichnung für militärische und kriegerische Verdienste im Kurfürstentum und späteren Königreich Sachsen.“ Der Militär-St-Heinrichs-Orden war damit der älteste sächsische Ritterorden, er wurde bis ins Jahr 1918 verliehen. „Das heutige Leitmotiv des St. Heinrichs Ordens „Pro Pietate et Virtute“ (Für Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit) spiegele wider, wie sich der Namensgeber des Kommandant-Prendel-Ordens, Victor Anton Franz von Prendel, als von Russlands Zar Alexander I. nach der Völkerschlacht 1813 eingesetzter Stadtkommandant für Leipzig verhalten habe: „Mit seinem Wirken für die Zivilbevölkerung wie für die Angehörigen aller Kriegsparteien, ohne Ansehen von Person oder Herkunft, stärkte er den Glauben an das Menschliche“, so Stephan Seeger.
Die neuen Mitglieder des Kommandant-Prendel-Ordens
Entsprechend der Satzung des Kommandant-Prendel-Ordens wurden Robert Heyne und Krysztof Franaszczuk, der inzwischen vierte ausländische Ordensträger, mit der Verleihung des Kommandant-Prendel-Kreuzes neu ins Ordenskapitel aufgenommen. Der Orden würdigt damit das langjährige Engagement für die Erinnerung an die Völkerschlacht.
Der Pole Krysztof Franaszczuk weilte erstmals zum 180. Jahrestag der Völkerschlacht 1993 bei einer historischen Darstellung der Schlacht bei Leipzig. Fasziniert von der Atmosphäre internationaler Verständigung, gründete er anschließend in seiner Heimatstadt Sobótka (Zobten am Berge) eine erste polnische Darstellungsgruppe, die „1. Pferdegarde und Artillerie des Herzogtums Warschau“. Seitdem ist diese regelmäßig bei historischen Darstellungen beispielsweise in Katzbach, Jena, Dennewitz, Leipzig, Danzig oder Krakau vertreten. Darüber hinaus organisierte Franaszczuk fünf Kongresse der historisch-militärischen Einheiten in Zobten. Hervorzuheben ist sein Bemühen um die gemeinsame deutsch-polnische Erinnerung an die Zeit der napoleonischen Kriege, die sich beispielsweise in der Wiederherstellung von zweisprachigen Gedenktafeln in Polen und Deutschland äußert.
Robert Heyne, Jahrgang 1951, befördert seit bald 40 Jahren die Erinnerung an die Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806. 1981 hatte er sich mit zwei Gleichgesinnten aus der Region Jena der IG „Völkerschlacht 1813“ in Liebertwolkwitz angeschlossen. Wenig später begann er, Denkmale zur Erinnerung an die Schlacht bei Jena und Auerstedt zu restaurieren oder neu aufzustellen – seit 1984 wurden unter seiner Mitwirkung acht alte Denkmale restauriert und 34 neue errichtet. Seit 1986 gehört Robert Heyne zu den im Fünf-Jahres-Rhythmus veranstalteten historischen Darstellungen in Jena. Vor 20 Jahren gründete Robert Heyne die Heimatstube in Neuengönna zum Thema Regionalgeschichte, darüber hinaus gestaltete er auch Ausstellungen in Markkleeberg, Jena, Hassenhausen, Ungarn und Frankreich mit. Über 20 Jahre lang – von der Gründung 1987 bis ins Jahr 2007 – führte er darüber hinaus die IG „Jena 1806“ bzw. den daraus entstandenen Verein.
Mit der Kommandant-Prendel-Medaille ausgezeichnet
Mit der mit 500 Euro dotierten Kommandant-Prendel-Medaille wurden in diesem Jahr Peter Heider und Bernd Schaller ausgezeichnet.
Peter Heider gilt als einer der fachkundigsten Gestalter historischer Waffen und Ausrüstungsteile in der Region Leipzig. Er gehörte 1980 zu den Gründern der IG „Liebertwolkwitz 1813“, 1985 wurde er Vorsitzender der neu gegründeten „Preußen von Möckern 1813“ und organisierte mit der damaligen Bürgermeisterin die ersten Treffen von historischen Uniformvereinen in Großgörschen. Hervorzuheben ist sein Engagement um die Verbreitung der Idee der Geschichtsdarstellung: Zahlreiche Gruppen und Vereine in Sachsen, Thüringen oder Brandenburg unterstützte er mit seinem Fachwissen. 1990 gehörte er zu den Organisatoren der ersten Teilnahme von ostdeutschen Vereinen an der Darstellung der Schlacht von Waterloo. In den vergangenen Jahren widmete sich Heider vor allem dem Sanitäts- und Lazarettwesen in der Zeit um 1813 – vor allem mit der Betreuung des Museums in Seifertshain zwischen 2000 und 2012 oder mit dem Bau eines Lazarettwagens für historische Darstellungen.
Bernd Schaller ist einer der Initiatoren und langjährigen Organisatoren von Kinder-Expeditionen: 300 Kinder aus dem Raum Stolpen begleitete er bei ihren Reisen in die Geschichte der Region. Dabei wurde er selbst zum gefragten Experten vor allem in den handwerklichen Fragen der Geschichtsdarstellung. Gemeinsam mit den Kindern gestaltete er vier Ausstellungen, zuletzt im Stadtmuseum Stolpen, er schrieb Artikel und gestaltete Broschüren und Schautafeln. Zwei Handwerksdarstellungen nach historischem Vorbild haben sich aus seiner Arbeit entwickelt – die Posamierer und die Gürtler. Auch viele der von Schaller betreuten Kinder sind heute selbst Teil der Erinnerungskultur – ein „nachhaltiges Engagement“, das der Kommandant-Prendel-Orden mit der Auszeichnung würdigte.
Zur Wahl der Ordensträger
Auf Vorschlag des Ordenskanzlers und seiner drei Stellvertreter wählt das aus Ordenskapitel mit einer Zweidrittelmehrheit die Ordensträger. Das Ordenskreuz wird jährlich an höchstens eine in- und eine ausländische Person verliehen und ist undotiert. Die Medaille wird an jährlich höchstens drei Ordensträger verliehen und ist derzeit mit 500 Euro dotiert. Weitere Informationen finden Sie in der Satzung des Kommandant-Prendel-Ordens unter
http://www.kultur-und-umweltstiftung.de/voelkerschlacht/kommandant-prendel-orden/satzung