Die Gewinnung von Braunkohle hat im Südraum von Leipzig in den vergangenen Jahrzehnten zur Beeinträchtigung von großen Landschaftsräumen geführt. Doch wie genau haben sich die Grundwasserabsenkungen ausgewirkt? Wie steht es um die Artenausstattung der Tier- und Pflanzenwelt? Antworten auf diese Fragen möchte das Amt für Umweltschutz des Landratsamtes Leipziger Land mit Hilfe eines Monitorings erhalten. Für den Tagebau "Vereinigtes Schleenhain" sind spezielle Beobachtungen des Naturhaushaltes vorgesehen, um festzustellen, ob weiterhin Auswirkungen auf die Schnauderaue bestehen und welcher Art diese sind. Ziel ist es, durch konkrete Maßnahmen die Auswirkungen des Altbergbaus zu mindern. Das Projekt wird vom Professor Hellriegel Institut e. V. Bernburg an der Hochschule Anhalt in Zusammenarbeit mit der Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Birkenhain e. V. ausgeführt.
Das "Leitprojekt Umwelt" 2002 - 2004:
Naturschutzmonitoring im Tagebau "Vereinigtes Schleenhain"
Mit dem Leitprojekt Umwelt ermöglichte die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land in den Jahren 2002 bis 2004 Untersuchungen der Flora und Fauna im Tagebau "Vereinigtes Schleenhain" im Rahmen eines Naturschutz-Monitorings. Die Ergebnisse des Monitorings wurden zusammengetragen und führen nun zu ersten Aktivitäten.
Vor allem muss Wasser zu den Cöllnitzer Schilfwiesen geleitet werden, um das Gebiet als Feuchtbiotop und damit Brutplatz für Watvögel zu retten. Dazu soll das gerade ungenutzte Flussbett der Schnauder im Bereich Großstolpen wieder in Betrieb genommen werden.
Es entstünde ein Biotopenverbund. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass dann die Watvögel zurückkehren", prophezeit Harald Krug vom Verein Ökologische Station Birkenhain.
Momentan ist die Situation für Watvögel wie den Kiebitz dramatisch. Eines der letzten Feuchtbiotope des Leipziger Landes, die Cöllnitzer Schilfwiesen am Rande des Tagebaus Schleenhain, führte in diesem Jahr kein Wasser. Kiebitz und andere Vögel, die auf der roten Liste für gefährdete Arten stehen, konnten somit hier nicht brüten.
"Die einzige Chance der Tiere wäre, sich ein anderes Brutgebiet zu suchen", so Harald Krug. Es gäbe jedoch kaum noch solche geschützten Gebiete. Deshalb sei der Erhalt der Cöllnitzer Schilfwiesen für die Natur und den Artenschutz enorm wichtig.
Ähnlich sieht die Situation für das ehemals amphibienreiche Feuchtbiotop südlich von Droskau aus. Grund für das Austrocknen der Gebiete ist der Mensch - durch den angrenzenden Tagebau sank der Grundwasserspiegel ab. Und nur der Mensch kann etwas für die Watvögel und Amphibien der Feuchtbiotope tun.
Um die herausragende Pflanzen- und Tierwelt zu erhalten, taten sich Mitarbeiter vom Amt für Umweltschutz des Landratsamtes Leipziger Land, vom Professor Hellriegel-Institut Bernburg und vom Verein Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Birkenhain zusammen. "Der Eingriff in die Natur ist kompliziert", konstatiert Annette Thieme vom Landratsamt. "Wir mussten erst einmal untersuchen und bewerten, welche Arten bestehen, wie die Abhängigkeiten sind, wie viel Wasser woher kommen soll, usw."
Momentan laufen die Genehmigungsverfahren zur Rettung der Feuchtbiotope. Von der Dauer der Antragsbearbeitung hängt nun die weitere Entwicklung ab. Wenn alles glatt läuft, könnte die alte Schnauder in einem Jahr wieder Wasser führen. Wenn das klappe, prognostiziert Krug, stehe die Chance gut, dass im Frühjahr darauf wieder Kiebitz und andere seltene Vögel in den Cöllnitzer Schilfwiesen brüten.