1995 fand der erste Bornaer Musiksommer statt. Ein Konzept war entstanden, das auf Zusammenarbeit der regionalen Akteure setzt - und auf Veranstaltungen sowohl in kunsthistorisch bedeutsamen Bauten als auch in riesigen Industrieräumen und im Tagebau. In einer weiteren Phase wurde der Musiksommer erweitert und gefestigt. Der veranstaltende Verein Christliches Umweltseminar Rötha e. V. mit seinem Kulturbüro im Werk Espenhain lädt verstärkt Kinder und Jugendliche ein und gestaltet solche Anlässe altersgerecht, aber dennoch anspruchsvoll. Zudem sollen Vorträge, Lesungen und Themenabende Menschen miteinander ins Gespräch bringen und zu einer weiteren Identitätsfindung beitragen, in einem "Zentrum geistiger Auseinandersetzung."
Eigentlich hören Besucher der Werkstatt der Technischen Dienste Espenhain nur Geräusche, die beim Schweißen oder Hämmern erzeugt werden. Immerhin ist die Industriehalle die Arbeitsstätte von Metallbauern. Aber gelegentlich können Besucher noch ganz andere Klänge hören - klassische Konzerte etwa. Dann hat wieder das Kulturbüro des Christlichen Umweltseminars Rötha zum Bornaer Musiksommer eingeladen.
Seit zehn Jahren veranstalten die Mitglieder um Brigitte Steinbach ungewöhnliche Konzerte an ungewöhnlichen Orten. Dazu gehört etwa die Werkstatt der MBS/TDE Espenhain, das Herrenhaus in Wiederau, das Schloss Altranstädt oder der Kulturgenerator Witznitz.
Alles spannende Orte in einer Region, in der Braunkohletagebau früher fast alles bedeutete und heute fast nur noch Erinnerung ist - eine Region mit vielen Arbeitslosen und Hypotheken an die Umwelt. Aber diese Orte sollen sagen: Der Eindruck, hier ist ja überhaupt nichts mehr, ist falsch. Und das will das Kulturbüro mit dem Bornaer Musiksommer ausdrücken.
Die Kultur soll an regionalen Schauplätzen gestärkt werden.
"Die Menschen identifizieren sich mit der Veranstaltung und der Region und sie bringen sich ein", sagt Brigitte Steinbach. So unterstützen die Frauen in Wiederau die Konzerte, indem sie Kuchen backen. Für ihr wunderbares Gebäck sind auch die Altranstädter Frauen bekannt. Also wird dort vor jeder Veranstaltung des Bornaer Musiksommers gebacken und der Kuchen feilgeboten, Stühle geschleppt und ringsum geschmückt. Dabei kommen Mitwirkende, Musiker und Gäste ins Gespräch - ein wichtiges Ziel des Kulturbüros.
Drei Jahre, von 2002 bis 2004, war der Bornaer Musiksommer das Leitprojekt der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land und wurde mit 10.000 Euro pro Jahr gefördert. Das Konzept geht auf. Jedes Konzert zieht mehrere hundert Besucher an. In der Espenhainer Werkstatt werden es schon mal über 1.000.
Die ungewöhnliche Konzertreihe verdient es, weiter zu bestehen. Dafür ist das Kulturbüro auf Spenden angewiesen. Denn natürlich deckt der Eintritt nur einen Bruchteil der Kosten.
Welches Leitprojekt Kultur von 2005 - 2007 gefördert wird, darüber entscheidet der Stiftungsrat auf seiner Sitzung im November.