Barocke Kanzel erstrahlt in alter Pracht

Kultur- und Umweltstiftung unterstützt Innensanierungen der Röthaer Marienkirche mit 10.000 Euro

Rötha, der 8. November 2006. Die Geschichte der Röthaer Marienkirche, einer für diese Region typischen spätgotischen Kirche, geht auf das beginnende 16. Jahrhundert zurück. Die Geschichte eines wundertätigen Birnbaumes mit der Erscheinung eines Marienbildes veranlasste die Nonnen des Leipziger Georgenklosters zum Bau einer Wallfahrtskirche. Die Marienkirche, die zu den zahlreichen, im 15. und 16. Jahrhundert im Mulde- und Pleißental entstandenen Hallenkirchen zählt, erlebte seit ihrer Gründung um 1510 ein bewegtes Schicksal. Herausgegriffen sei hier die Absicht, die Kirche aufgrund ihres Verfalls abzureißen (1947), die kurz darauf glücklicherweise fallengelassen wurde. Anschließende Sanierungen konnten nur das Nötigste beheben und blieben stets unvollendet. Erst 1997 konnte eine umfassende Sanierung der Außenhülle der Marienkirche abgeschlossen werden. Seit seiner Gründung 2003 engagiert sich der Förderverein für den Erhalt der Kirche sowie für die dringend notwendige Restaurierung des Kircheninnenraums und seiner Ausstattung, die nun in eine weitere Phase ging.

Maßvolle Bauart und Ausstattung

Das heutige Erscheinungsbild des Innenraumes der Marienkirche ist nicht nur von charakteristischen Bauformen der Spätgotik und der originalen Raumbildung geprägt, sondern auch von den ursprünglichen Ausstattungsgegenständen, die nach der Reformation als weiter verwendbar verblieben, sind immer noch im Urzustand erhalten. Die wichtigsten dieser Ausstattungsgegenstände sind der große Schnitzaltar von 1525/30 und die Mondsichelmadonna.

Nach dem 30-jährigen Krieg wurde der Innenraum einer umfassenden Neugestaltung unterzogen. Neben einer neuen Taufe, einem Herrschaftsstand und Beicht- und Betstühlen für die gehobene Bürgerschaft Röthas, wurde auch eine neue Kanzelanlage errichtet. Den größten Schatz erhielt die Marienkirche allerdings erst 1721/22 mit dem Einbau einer Silbermann-Orgel. Gestiftet wurde sie vom Röthaer Patronatsherren von Friesen.

Die authentische Oberflächenfassung der Malereien auf den Ausstattungsstücken, die wohl auf den königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Hof- und Jagdmaler Johann Christian Buzäus (18. Jahrhundert) zurückgehen, tragen zu dem außerordentlichen und überregionalen Denkmalswert der Kirche bei. Ihre umgehende Sanierung war daher unbedingt erforderlich.

10.000 Euro für die Restaurierung der barocken Kanzel

Im Zuge der Innensanierung, wurde ab Mai 2006 auch mit der Restaurierung der Kanzelanlage begonnen. Diese wurde von der Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig mit 10.000 Euro gefördert. Die Kanzelanlage befindet sich an der südlichen Pfeilervorlage des Triumphbogens und wurde vermutlich 1713 errichtet. Die Holzkanzel besteht aus einer Korbform, die erhöht im Mauerwerk befestigt ist. Der Zugang zur Kanzel erfolgt über eine seitlich angeordnete Treppe mit Geländer. Ein sternförmiger Schalldeckel, der auch als Kanzelhimmel bezeichnet wird, ist seit 1964 verschollen. Sämtliche Teile der Kanzelanlage sind mit dekorativem Schmuck von schönster Holzbildhauerarbeit in hochbarocker Form, wie zum Beispiel kleinen Puttenfiguren oder auch Akanthusblattranken, verziert. Neben den originalen Ziermalereien, sind auch alle originalen Türbeschläge, die sogenannten "Widderhornbänder" aus Eisen, noch vorhanden.

Die naturwissenschaftlichen Voruntersuchungen ergaben ein umfangreiches Schadensbild. Vor allem der Zustand der Malereien war bedenklich. Die originale Oberflächenfassung war akut gefährdet, da die Haftung der Malereien auf dem Untergrund instabil und teilweise sogar überhaupt nicht mehr vorhanden war. Der Hauptverlust lag hier bei den Kanzelkorbfeldern, wo nur noch ein partieller Rest der Malereien vorhanden war. Auch die Holzteile selbst bedurften einer gründlichen Restaurierung. Überall gab es Fehlstellen im plastischen Schmuckwerk, hier vor allem am Unterbau und dem Abschluss des Kanzelkorbes, sowie am Akanthusblattwerk der oberen Türfüllung. An der Untersicht der Treppenwange war sogar ein Totalverlust der Zierteile zu beklagen.

Umfangreiche Restaurierung

Zielsetzung der umfangreichen Restaurationsmaßnahmen musste folglich die statisch-konstruktive Sicherung der Holzkonstruktionen und eine konservierende Restaurierung ihrer originalen Malereien sein. Dabei sollten Fehlstellen der Oberflächenfassung nicht durch Kittungen und Retuschen komplettiert werden, um die Authentizität der qualitätvollen Ausmalungen weitestgehend zu erhalten und erlebbar zu machen.

Nach einer gründlichen Oberflächenreinigung wurden die akut gelockerten Farbschichten konsolidiert, d. h. in allen Fassungsbereichen gefestigt. Anschließend wurde eine statisch-konstruktive Sicherung vorgenommen, wobei auch Schäden an der hölzernen Trägersubstanz behoben wurden. Risse oder geöffnete Fugen wurden verleimt, einige Holzteile gefestigt, verrostete Nägel entfernt und Löcher im Holz geschlossen. Beschädigte Holzbildhauerarbeiten wurden im Anschluss daran ergänzt. Abschließend wurde eine instand setzende Restaurierung der originalen Türbeschläge durchgeführt. In einem letzten Arbeitsschritt mussten noch einige Retuschearbeiten durchgeführt werden, die aber nicht der Komplettierung, sondern nur der Beruhigung dienten. Dabei wurden Fondtöne durch Ausstricheln der Fehlstellen sowie ornamentale Malereien durch Aquarellfarben retuschiert und eine monochrome Fassung von Teilen der Kanzelinnenseite durchgeführt.

Bis Ende des Jahres 2006 wurde die Kanzelrestaurierung abgeschlossen und damit ein weiterer wichtiger Schritt zur Gesamtsanierung des Innenraumes, die bis zum 490-jährigen Bestehen der Marienkirche zu Rötha im Jahre 2008 abgeschlossen werden soll, erreicht.


Förderprojekte:
10.000,00 € - Förderverein für die Restaurierung der Marienkirche Rötha und ihrer Silbermannorgel e. V.