Die Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse verleiht Auszeichnungen im Gedenken an Victor von Prendel (aus: Leipziger Volkszeitung vom 17.10.2017)
von Thomas Mayer
Erinnern an die Völkerschlacht zu Leipzig. Bevor am Wochenende auf historischem Boden 700 Teilnehmer aus fünf Nationen Details der Gefechte von 1813 nachgestalteten, verlieh die Kultur- und Umweltstiftung der Sparkasse Leipzig in der Museumscheune Liebertwolkwitz zum dritten Mal ihre Auszeichnungen namens des Obristen von Prendel. Der Titel für die Ehrungen bezieht sich auf den legendär zu nennenden russischen Stadtkommandanten, der im Oktober 1813 wenige Tage nach der Schlacht von Zar Alexander I. damit beauftragt worden war, im kriegsgeschädigten Leipzig für Ruhe, Ordnung und neuen Lebensmut zu sorgen.
Bei der Wahl der Preisträger würdigen die Auslober um Stephan Seeger, Direktor der Stiftungen der Sparkasse, lokal-historisches und vor allem ehrenamtliches Erinnerungswirken sowie den internationalen Aspekt von Leipzigs Völkerschlachtsgeschichte. Wurde im vergangenen Jahr der französische Historiker Alain Pigeard mit dem Kommandant-Prendel-Kreuz ausgezeichnet, so war diesmal die andere Seite der Barrikade dran. Bekanntlich kämpften ja auch die Österreicher unter dem Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen, Karl Philipp Fürst von Schwarzenberg, gegen den Imperator Napoleon. Als legitimer Nachfolger einstigen Tuns nahm Kurt Anton Mitterer, seines Zeichens Oberst des österreichischen Bundesheeres und Leiter des Wehrgeschichtlichen Museums Salzburg, die Ehrung entgegen. "Ich möchte mich in Demut bedanken", sagte Mitterer, der 2013 die Ausstellung zur österreichischen Rolle bei der Völkerschlacht mitverantwortet hatte.
Das Prendel-Kreuz gab es ebenso für den Leipziger Soziologen Reinhard Münch, dessen Zuständigkeit für das Weltereignis vor nunmehr 204 Jahren schon deswegen belegt ist, weil er auf Yadegar Asisis Völkerschlachtspanorama als Stadtschreiber hoch oben auf dem Turm der Thomaskirche steht und einem französischen General den Weg gen Westen weist und weil er in Sabine Eberts Büchern "1813" und "1815" als Stadtschreiber Münchow in Erscheinung treten darf. Mit Kommandant-Prendel-Medaillen samt je 500 Euro geehrt wurden Peter Mechler, Mitbegründer der "Felddruckerei 1813", Ralf Hiller, Vorsitzender des Fördervereins "Körnerhaus Großzschocher", und Tobias Reh, langjähriger Beteiligter an Gefechtsdarstellungen in ganz Europa.
Der völkerverbindende Ansatz der Prendel-Preise ist gerade in heutiger Zeit zu würdigen. Der alte Militär Prendel passt wunderbar als Vorbild. Bei der Versorgung der Bevölkerung Leipzigs und der Verwundeten vieler Nationen erwarb sich der geborene Österreicher, der schon bald in Diensten der kaiserlich-russischen Armee stand, in den Wochen und Monaten nach der Schlacht Anerkennung. Er sorgte dafür, dass sich aus kriegerischem Chaos wieder ein fast normales Leben entwickeln konnte. Er konnte, wie es auch in den Annalen steht, "Menschen zum friedvollen Miteinander bringen, die sich eben noch auf dem Schlachtfeld gegenüber standen".
Der Rat der Stadt sah es weiland als seine Pflicht an, dem General zu danken. Ein Präsent von 1000 Dukaten wurde ihm überreicht und ein "schön geschriebenes Diplom". Damit wurde Prendel zum Ehrenbürger Leipzigs ernannt und war der Zeit voraus. Im Königreich Sachsen wurde diese Ehrerbietung offiziell erst 1832 eingeführt.